Von Barschen in der Stadt, Angelruten und Teichsanierungen

Ehrlich gesagt war es nicht besonders aufregend. Hals über Kopf verliebt in die Nordic-Stage-Ruten war ich bestimmt nicht. Dafür ist die Beziehung dauernd und harmonisch geworden, mit erfüllten Hoffnungen und einem Gefühl von Sicherheit. Auf die Ruten kann ich mich unbedingt verlassen. Die machen immer mit, und das ohne Aufsehen, als ob es ganz selbstverständlich wäre. Komischerweise erwies sich aber die Firma, die diese Ruten anbot, als etwas unzuverlässig. So ist es oft im Leben: kaum hat man was Schönes entdeckt, schon ist es verschwunden. Ich denke dabei speziell an einige Teiche in Moskau, die man vor kurzem „umgestaltet“ hat. Mehr darüber weiter unten.

„Angeln ist eine Beschäftigung, die man eigentlich nur allein wirklich genießen kann. Nur wer allein mit sich und der Natur ist, hat auch rechten Kontakt zu ihr“, schrieb ein Angelklassiker. Recht hatte er. Der Kontakt ist ungemein wichtig. Ist er einmal da, läuft alles wie am Schnürchen, man muß nur aufpassen, daß dieser Kontakt nicht verloren geht, sei es durch störende „Kollegen“ oder durch mangelhafte Ausrüstung.

Der Höhepunkt beim Angeln ist die Begegnung von Fisch und Köder. Ob sie überhaupt stattfindet und ob sie einen Biß und einen gehakten Fisch ergibt, hängt nicht zuletzt von mir ab. Dabei hilft mir meine Rute. Von einer guten Rute erwarte ich, daß sie ihren Dienst leistet, dabei aber stets im Hintergrund bleibt. Ich will mich auf den Höhepunkt Fisch — Köder konzentrieren, nicht auf die Rute (und auch nicht auf die Rolle). Meine Rute samt Rolle und Schnur — wenn alles stimmt — empfinde ich als eine Art Verlängerung meiner Hände. Die ist einfach da und so selbstverständlich, daß man sie gar nicht bemerkt.

Ich will ja nicht sagen, daß die neuen Nordic-Stage-Modelle nicht attraktiv gestaltet sind. Was ich meine ist daß sie vor allem auf Leistung ausgelegt sind. Ob sie „cool“ sind (vielleicht sind sie es ja) oder nicht, ist mir ganz wurscht. Sie sind aber leistungsfähig, verläßlich und berechenbar, und das ist für mich das Wichtigste.

 

Barschzeit in der Stadt

An einem schönen Herbsttag spaziere ich mit meiner Freundin im Park inmitten einer Großstadt. Da gibt es mehrere kleine Teiche, und als wir an einem Teich vorbeigehen, sehe ich zufällig wie ein Spinnfischer zum Wasser hinabsteigt, seinen Köder auswirft und gleich einen Fisch hakt. Der Fisch wehrt sich stark, weiß leuchtet es in der Tiefe. Ein Hecht? Nein, der Mann greift ins Wasser und zieht einen pfündigen Barsch ans Ufer!

Wir gingen weiter, aber der Gedanke an den Barsch ließ mich nicht mehr los. Auch zu Hause nicht. Ich war nicht mehr aufzuhalten. Gleich am nächsten Tag fuhr ich in den frühen Morgenstunden zum Park, mit der neuen Nordic-Stage-Rute bewaffnet.

angler am teich

Dichter Nebel lag über dem Teich, als ich einen winzigen Wackelschwanz am Mikro-Jigkopf auswarf. Da! Ein Biß! Die Geschichte vom Vortag wiederholte sich, nur war diesmal ich der Held. Der Barsch wurde gelandet, fotografiert und zurückgesetzt, sein Gewicht schätzte ich auf 500 bis 550 Gramm. Gar nicht schlecht für einen kleinen Teich, der von meisten Petrijüngern überhaupt nicht als Angelgewässer wahrgenommen wird. Nach drei weiteren, kleineren Barschen ging ich zurück zum Auto. Ein Arbeitstag stand mir noch bevor.

ein guter barsch

Nun verwende ich die Rute, eine Joker MJ von Nordic Stage, als ein Universal-Barschgerät, das ich ständig im Kofferraum mitführe. Mehr darüber später. Hier aber noch einige Worte von den Teichen, von denen gerade die Rede war. Vor einem Jahr hat die Moskauer Regierung im Rahmen der totalen Stadtumgestaltung den Park und die Teiche „saniert“ und den Fischbestand dabei vernichtet. Nun wird es einige Jahre dauern, bis man (vielleicht) dort wieder solche Exemplare fangen kann. Die Angler haben heuer recht viele Kleinbarsche eingesetzt, und wenn es kein Fischsterben bzw. keine neue „Sanierung“ gibt…

 

Herbstzeit ist Barschzeit

Dem Stachelritter Barsch kann man mit verschiedenen Ködern und Techniken nachstellen. Mit Sicherheit wird man den Barsch in der Nähe von Kleinfischschwärmen finden. Im September sind Krautinseln besonders interessant: die schon etwas angewachsene Fischbrut hält sich mit Vorliebe im „Kraut“ auf und die „Inseln“ werden von Barschrudeln belagert. Der perfekte Köder für solche Gelegenheiten ist ein fünf Zentimeter langer Shad (Wackelschwanz) am leichten Jigkopf (Gesamtgewicht ca. 3 g), der relativ langsam und gleichmäßig im Mittelwasser läuft. Meine Joker-MJ-742UL-Rute wirft einen solchen Köder an 15-er Schnur (monofil) weit genug, und die feine Spitze zeigt den Biß sofort an; in meisten Fällen erübrigt sich aber der Anhieb, da der Barsch sich selbst hakt. Das wichtigste ist es hier im Rhythmus zu bleiben — den Fisch einholen, schnell abhaken und sofort wieder den Köder auswerfen. Da kommt schon der nächste Biß. Einmal aus dem Rhythmus geraten, kann man aber mit längeren Beißpausen rechnen.

Bei anderen Gelegenheiten, besonders beim Uferangeln, kommt bei mir der Twister zum Einsatz. Ein fünf Zentimeter langer Twister wiegt kaum einen Gramm, vielleicht 0,7 g. Rechnet man eine 0,8-Gramm-Beschwerung dazu (das ist ja das angegebene Mindestwurfgewicht für die MJ-742), ergibt das eineinhalb Gramm. Ein solcher Köder fliegt natürlich nicht so weit und auch die Führung wird etwas komplizierter, aber mit feiner Schnur geht’s trotzdem. Bodenberührungen wird man zwar weder an der Rutenspitze sehen noch mit der Hand spüren, doch die Bisse sind bestens erkennbar. Noch leichtere Köder kann man im Prinzip auch werfen, dafür eignet sich aber eine spezielle Rute mit Vollkohlefaserspitze viel besser.

spinnrute

Bei Windstille, hartem Grund und dünner geflochtener Schnur wird die Rutenspitze den Bodenkontakt etwa ab 3 Gramm Gewicht (Twister-Eigengewicht nicht mitgerechnet) anzeigen, und die Hand am Rutengriff kann ihn vielleicht ab 4 Gramm spüren. Bei weichem Grund kommt sowieso nur die optische Anzeige in Frage, und da hilft die extra-sensible Spitze (sehr weich, obwohl hohl!) ungemein.

Bisse spürt man allerdings immer deutlich. Und was Würfe anbetrifft, so fliegen kompakte Twister mit drei bis vier Gramm Beschwerung sehr weit.

Die Obergrenze würde ich mit acht Gramm (Twister nicht mitgerechnet) angeben. Weder beim Wurf noch bei der Führung hatte ich da irgendwelche Probleme.

Zwar heißt die Rutenserie MJ sprich Micro Jig, es bedeutet aber längst nicht, daß andere Köder außer Jigs unagebracht sind. Ich habe z.B. gute Erfahrungen mit kleinen Wobblern (Rigge 35F und 56F von ZipBaits) und leichten Spinnern (Nr.0 bis 2) gemacht.

nordic stage joker angelrute

Möchte man aber vorwiegend mit Hardbaits angeln, greift man lieber zu „normalen“ Joker-Ruten (nicht MJ).

This here is, of course, not in English. It is in German. I like German and I write often in German. Why is it, then, placed in the English section of my Fishing Magazine? Because there is no German section!

First published in 2014: Blog Nordic Stage

Dmitry Y. Balichev